»Ein ausgekochter Plan«
Text: Fady Jomar
Zeichnungen: Mukhtar
Wer keine Arbeit findet, geht zum Jobcenter — oder er gründet sein eigenes Unternehmen. Wie Amer Saba mit einer veganen Catering-Firma durchstarten will.
Those who can’t find work go to the job centre — or start their own company. Like Amer Saba with his vegan catering business.
„Einen Master in Finanzwesen habe ich auch noch.“/„Herr Saba, trotz Ihrer Qualifikationen kann ich Ihnen im Moment nur einen Job als Tankstellenverkäufer anbieten.“/„Gestern bin ich zufällig am Büro der Kieler Flüchtlingshilfe vorbeigekommen und habe die Leute spontan zum Abendessen eingeladen. Es kommen ungefähr 30, ich brauche also deine Hilfe.”/”Ich bin gelernter Koch, im Organisieren bist du besser.“/Immer mehr ehrenamtliche Initiativen bitten Amer Saba und Weiam Issa, syrisches Essen für ihre Events zu kochen. Die zwei sagen nicht nein./„Großartig! Kannst du mich morgen anrufen?“/„Mach’ ich.“/Sogar die Kieler Nachrichten berichten über ein Festmahl, das Amer und Weiam in einem der vielen Kieler Kulturzentren veranstaltet haben.
“On top of that, I also hold a master’s degree in Banking and Finance …”/“Mr. Saba, in spite of your qualifications, the only job opportunity available in your current situation is as a gas station attendant.”/“Yesterday I accidently passed by Kiel’s Refugee Help Centre and decided to invite the people there over for dinner. Nearly thirty people, so I need you to be in with me on this.”/”Sure, I’m a professional chef, but I need your help in managing it all.”/More and more local initiatives begin asking for Amer Saba and Weiam Issa’s help to prepare food for their events. Amer and Weiam accept without hesitation./“That’s great. Can you call me tomorrow?”/“Gladly.”/Even the German newspaper Kieler Nachrichten wrote about one banquet Amer and Weiam volunteered to prepare for one of the social centers.
„Du meintest, ich solle dich anrufen … “/„Nächste Woche feiere ich meinen Geburtstag. Ich hätte gerne, dass du das Essen für die Party kochst. Das ist ein Jobangebot—Schluss mit dem Ehrenamt!“/„Das Essen war super lecker! Aber ihr habt viel zu wenig Geld verlangt. Weil ihr mehr verdient, werde ich euch auch mehr geben.“/„Hab’ vielen Dank!“/„Wir sollten mal ernsthaft über die Sache mit dem Kochen nachdenken.“/„Das mache ich doch schon die ganze Zeit.“/„Wir machen ein Restaurant auf—ein syrisches Restaurant!“/„Es gibt schon zig solcher Restaurants. Wir müssen uns etwas Besonderes überlegen!“
“You said I should give you a call …”/“Listen, Amer, it’s my birthday next week. I want you to prepare the food. This is a job offer, not volunteer work.”/“The food was fabulous! But the amount of money you asked for is too low—you deserve more, so I’ll pay you more.”/“Thank you so much!”/“We should seriously think about this whole cooking thing.”/“Who said I wasn’t already!”/“We’ll open a restaurant … a Syrian restaurant.”/“There are already so many of them! We’ll have to think of something unique.”
„Wie viele syrische Gerichte kocht man mit Öl und ohne Fleisch?“/„Eine ganze Menge … plus all die Gerichte, die eigentlich Fleisch und Fett enthalten, aber zur christlichen Fastenzeit ohne beides zubereitet werden.“/„Wir nennen das ‚Gerichte mit Öl’, aber für die Deutschen ist das veganes Essen.“/„Du hast echt ein Gespür für Business!“/„Veganes Essen ist nicht genug und auch ein Restaurant kann nicht so viele Leute erreichen, selbst wenn es größer ist. Ich will ein Projekt ohne Grenzen aufziehen!“/„Wie geht’s, Amer? Meine Mutter macht gerade Horra Osbao (ein Gericht aus Damaskus mit Nudeln, Linsen und Koriander). Ich sage dir, das Essen von Muttern ist das allerbeste! Hier wartet eine ganze Tupperdose auf dich. Wann kommst du vorbei?“/„Essen von Muttern … in einer Tupperdose … Ich hab’s!“
“How many Syrian food recipes can you cook with oil and no meat?”/“Plenty! Plus all the dishes which instead of using meat and animal fat are cooked with oil for the Christian days of fasting.”/“We call them ‘oil dishes’—Germans call it ‘vegan’ food.”/“You’ve got great business sense!”/“Vegan food isn’t enough. And even a restaurant can’t reach enough people, even if it were large. I want to start a project that doesn’t have limits.”/“What’s up, Amer? My mom cooked a super delicious horra asbao (a Damascene dish with noodles, lentils and coriander). No matter how skilled the chef, nothing can top mom’s cooking. I’ve got a Tupperware box full of food, just for you. Come by and grab it.”/“Mom’s cooking … in Tupperware … that’s it! I’ve got it … I’ve got it!”
„Das ist unser Plan: Wir wollen eine Cateringfirma für veganes Essen aufmachen. Das Kochen werden Hausfrauen übernehmen, die offiziell beschäftigt und angemessen bezahlt werden.“/„Die Idee ist gut … Hausfrauen zu beschäftigen wäre großartig! Sie müssen sich aber mit den deutschen Hygienevorschriften und anderen amtlichen Vorgaben vertraut machen. Dazu kommen die Steuervorschriften.“/„Ja klar, ich werde das alles genau studieren.“/„Sie müssen außerdem einen detaillierten Businessplan vorlegen, damit Ihr Verhältnis mit dem Jobcenter während der Umsetzung des Projekts nachvollziehbar bleibt.“/„Hey Amer, was kochst du jetzt schon wieder aus?“/„Ich will, dass mit dem Businessplan alles hinhaut! Das kann ja wohl nicht schwerer sein, als Horra Osbao zu kochen!“
“So, the goal would be establishing a vegan catering company. Housewives will cook the food and receive fair wages, and they’ll be working directly from their own homes.”/“Great idea! Giving housewives something to do would be great. But you’ll have to familiarise yourself with the many health and safety regulations and the German bureaucracy, not to mention the tax codes.”/“Yeah I know—I’ll make sure to do studying.”/“You’ll also have to write out a clear business plan so that you can maintain a clean relationship with the job centre as you start to implement your plan.”/“Hey Amer, how’s cooking up the plan going?”/“It’ll work out. It won’t be more difficult than cooking horra asbao!”
Asyl , Ehrenamt , Essen , Flucht , Hamburg , Job , Jobcenter , Kiel , Kontakt , Start-Up , Syrien , Unternehmen
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