Fremdkörper – Alphabet des Ankommens

Bayan Salaymeh ist für ihr Studium über drei Kontinente gezogen. Sie hat dabei nicht nur viel über Feminismus, sondern auch über Diskriminierung gelernt.

Bayan Salaymeh moved across three continents for her studies. She didn’t learn a lot about just feminism, but also discrimination.

Women’s March, Frankfurt 2016/Mein Körper, meine Rechte/„Schön, dass du dich dem Marsch angeschlossen hast.“/„Du tust mir leid ... In deiner Heimat hast du sicher viele Schwierigkeiten gehabt.“/Wir sind der Widerstand/Bayan Salaymeh, 25, kommt aus Palästina. Ein gefährlicher Checkpoint teilt ihre Heimatstadt Hebron, die im Süden des Westjordanlands liegt, in zwei Teile. Einer wird von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet, der andere wird von Israel kontrolliert.

„Wow! Ein Brief von der Asian University of Women in Bangladesch!“/„Sie haben mich angenommen für einen Bachelor in Asienwissenschaften. Cool!“/„Heißt das, dass du dorthin ziehst?“/Es gab Zeiten, in denen sie nicht in die Schule gehen konnte und nachts Schüsse hörte. Manchmal mussten sie und ihre Familie wochenlang in einem Zimmer ausharren./Bayans Vater unterstützte sie in ihrer Entscheidung, in Bangladesch zu studieren. Ihre Mutter hingegen ließ sich nicht so leicht überzeugen./An der Universität in Chittagong kam sie mit Kulturen aus ganz Asien in Kontakt und lernte viel über Führungsrollen und Feminismus.

„Bitte zeigt uns auf der Karte, wo euer Heimatland liegt.“/„Ich kann mein Land nicht finden ...“/„Woher kommst du?“/„Wo liegt dein Land?“/„Existiert das überhaupt?“/Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat Palästina den Status eines „beobachtenden Nichtmitgliedstaats“ eingeräumt. Das liegt daran, dass nicht alle UN-Mitglieder Palästina als souveränen Staat anerkennen./Nach fünf Jahren ging Bayan zurück nach Hebron. Dort schloss sie sich einer Organisation an, die für Gleichberechtigung kämpft, und setzte sich für Frauenrechte in ihrer Community ein.

Nach zwei Jahren entschied sich Bayan, wieder ins Ausland zu gehen. Sie wollte ein Leben ohne Gewalt und Blutvergießen führen. Deutschland war für sie das „Land der Ideen“. Schon lange hatte sie davon geträumt, dort zu leben. Als sie ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung bekam, ergriff sie ihre Chance./„Richtig, Bayan!“/„Tut mir leid, es gibt keine Wohnung für dich.“/Der Umzug nach Deutschland fiel ihr nicht leicht. Schließlich hatte sie aber Glück mit ihrer Bewerbung für einen Master in Modern East Asian Studies an der berühmten Goethe-Universität in Frankfurt.

Women’s March/„Ich muss gehen, tschüss!“/Anruferin: Mama/„Hallo Mama, wie geht’s?“/„Uns geht’s gut. Wir haben auf eine Nachricht von dir gewartet.“/„Ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich fühle mich stigmatisiert, egal was ich tue.“/„Wir wissen, dass du stark bist, und werden dich immer unterstützen.“/„Du wirst hier bei uns so viele Dinge verändern.“/„Ich werde nie aufhören, für mein Recht zu kämpfen, zu existieren und die Kleidung zu tragen, die ich will.“/Bayan plant, sich einer Organisation in Frankfurt anzuschließen, die gegen Stereotypisierung kämpft und für die Gleichberechtigung aller Ethnien und Geschlechter eintritt.